(Hinweis: Dieser Brief wurde am Heiligen Abend 2012 verfasst! Und er hat nachwievor Gültigkeit. Deshalb wird er hier an gut sichtbarer Stelle dauerhaft platziert!)
Ein Mord verjährt nicht! Egal wie sehr er auch vertuscht und unterdrückt werden mag – ein Mord ist ein Kapitalverbrechen, das einem Menschen sein Leben und dessen Angehörigen die Mutter, die Frau, Schwester, Schwägerin und Freundin nimmt! Einfach aus dem vollen Leben gerissen, ohne Sinn und Zweck!
Ich weiß ganz genau, dass dieser offene Brief den wahren Mörder meiner Frau erreicht, dass DU ihn liest, ihn lesen musst, weil Du im Grunde nicht anders kannst, als Dich immer wieder mit diesem Mord auseinander setzen zu müssen. Zu MÜSSEN, wohlgemerkt.
Und vorab: Ich schreibe diesen Brief nicht in Bitternis, nein, dafür fühle ich mich schon zu ausgelaugt. Ich schreibe diesen Brief als Bitte von einem Menschen, dem etwas Liebes genommen wurde, an einem Menschen, der es genommen hat. Ich schreibe dies an einen Menschen, nicht an eine sogenannte „Bestie“. Ich schreibe dies mit der Bitte und der Hoffnung, dass DU zu einer Entscheidung kommst, dass Dir dieser Brief hilft, eine jahrelange Last von den Schultern zu werfen. Die Last der Schuld!
Ich weiß, dass DU gar keine andere Wahl hast, als Dich immer wieder, vermutlich jeden Tag oder jede Nacht damit auseinandersetzen musst. Weil es einfach menschenunmöglich ist, ein solches Verbrechen, den tödlichen Stich in den Körper meiner Frau, die schon schwerverletzt am Boden lag, und das vermutlich das Ergebnis der Verkettung unglücklicher und wohl auch nichtgewollter Geschehnisse war, einfach zu vergessen. Zu verdrängen ja - zeitweise, aber ganz zu vergessen - bestimmt unmöglich!! Warum? Einfach deshalb, weil Du kein emotionsloser "Killer" bist, sondern ein Mensch, der in eine Ausnahmesituation geraten war und deshalb eine Affekthandlung begangen hat!
Du Mörder meiner Frau, bitte lies dir das folgende genau durch:
Ich glaube, dass Du im Grunde deines Herzens ein guter Mensch bist. Aber durch diesen Vorfall in ein seit mehr als zwanzig Jahre dauerndes seelisches Martyrium gedrängt wurdest. Ein Martyrium, das dich gefangen hält. Ein Martyrium, dass durch die schlampige Tatortermittlung der Behörden erst richtig begonnen hat, Du selbst ein Opfer der schlimmen Umstände geworden bist, die urplötzlich über Dich hereinbrachen, und Du dich immer weniger darüber hinaussahst, den wahren Sachverhalt zuzugeben. Nicht zugeben hast können...!
Ich glaube, dass es eine Reihe absolut unglücklicher und auf Alkohol, Dummheit und vielleicht auch jugendlichem Übermut basierenden Vorkommnissen gegeben hat – eine dermassen unglückliche Verkettung, die meiner Frau schliesslich das Leben kostete!
Ich glaube, dass die durch Alkohol stimulierte jugendliche Dummheit, mit der du im Grunde nichts zu tun hattest schliesslich in einer Affekthandlung deinerseits mündete. DU in dem Moment, als meine bereits tot geglaubte Frau plötzlich schwerverletzt in der Tür stand und um Hilfe fleht, DU ihr in einer nicht kontrollierbaren Affekthandlung den tödlichen Stich versetzt hast. Sie hätte auf Grund der vorangegangenen Verletzungen überleben können – die Rettungssanitäter waren ja schon vor dem Haus, doch DU sahst keinen anderen Ausweg, als sie töten zu müssen. Den wahren Grund kennst nur DU ganz alleine!
Doch bitte ich dich, ich bitte ganz innig darum, dass dieses schlimme Martyrium, welches meine beiden Kinder und ich die letzten zwanzig Jahre durch machen mussten und von dem auch Du nicht verschont bliebst (ich weiß das ganz genau!), nun beendest. Bitte beende es. Bitte stell' dich endlich, steh' zur Wahrheit, lass dieses lange Martyrium endlich aufhören.
Heute ist Heiliger Abend 2012. Ich schreibe das an diesem Tag ohne bestimmte Absicht, es ist für mich einfach wichtig, es nun, heute, zu schreiben. Vielleicht aber ist es auch ein besonderer Tag, um einem, durch die Situation zum Mord gedrängten, im Grunde deshalb armen Menschen, dadurch zu erreichen...
Bitte stell' dich, bitte laß diesen Fall endlich zur Ruhe kommen! Laß endlich Wahrheit und Licht zu. Steh´ dazu, dass es ein schlimmer Höhepunkt einer unglückseligen Verkettung von bösen Geschehnissen war.
Walter Föger und meine beiden Kinder
Reutte, am 24. Dezember 2012